Unsere Aktivitäten
Frühjahrsexkursion 2015 in das Rudolf Steiner Archiv, Dornach
Als Begründer der Anthroposophie und deren in vielen Lebensbereichen wirksamen Initiativen (von der Medizin bis zur Demeter-Landwirtschaft, in Pädagogik und Kunst) ist Rudolf Steiner ein wichtiger Denker und Impulsgeber des 20. Jahrhunderts. In Dornach fand die anthroposophische Bewegung Anfang des vorigen Jahrhunderts einen Bauplatz und eine Heimstatt; dort befindet sich heute auch der umfangreiche Nachlass Rudolf Steiners. Unsere Frühjahrsexkursion führte uns in das Haus Duldeck, ein damals als Wohnhaus für den Arzt und Gönner Emil Grosheintz entworfenes Gebäude, in dem heute das Rudolf Steiner Archiv untergebracht, das den Nachlass verwaltet und die inzwischen weit über 300 Bände umfassende Gesamtausgabe seiner Werke herausgibt (vgl. sph-Kontakte Nr. 96).
Dr. David Marc Hoffmann, Leiter des Archivs, führte uns durch das Gebäude und dessen Schätze, darunter die Bibliothek Steiners, die auch frühe Drucke, bibliophile und Erstausgaben umfasst. Wir sahen die Briefe, Notizbücher sowie Manuskripte Steiners sowie die Stenoblöcke, auf denen ein grosser Teil der rund 6000 Vorträge, die Steiner im Laufe seines Lebens hielt, mitstenografiert wurden. Es kam zu interessanten Gesprächen, nicht zuletzt da uns David Hoffmann mit grosser Offenheit auch konservatorisch knifflige Objekte zeigte, so zum Beispiel die Wandtafelzeichnungen Steiners, Kreide auf schwarzen Papier, von denen ein grosser Teil momentan noch wenig glücklich in Kartonrollen verpackt lagert.
Hier sind es – wie so oft – fehlende Mittel eines Privatarchivs, die optimale konservatorische Bedingungen verhindern. Zuweilen mag aber auch mangelnde Aufmerksamkeit bestehen angesichts der historischen Gewachsenheit von Beständen und Lagerungsbedingungen: So stutzten wir etwa über die Aufbewahrung der Notizbücher Rudolf Steiners, die in möglicherweise ausdünstenden Holzfächern lagerten und in die zur Identifizierung überdies einfache beschriftete Papierstreifen eingelegt waren.Der Besuch hatte insofern ein Nachspiel, als ein Vorstandsmitglied hier im Anschluss an die Führung eine «Schachtel-Patenschaft» übernahm und dafür sorgte, dass die 622 Notizbücher Steiners eine fachgerechte Verpackung erhielten. Sie werden heute im nämlichen Stahlschrank, jedoch in massangefertigten säurefreien Kartonschachteln mit nummerierten und datierten Einzeltaschen aus Papier aufbewahrt. Hergestellt wurden Schachteln und Taschen in den geschützten Werkstätten des Grafischen Zentrums des Bürgerspitals Basel. Das Rudolf Steiner Archiv freute sich.
Im Anschluss an den Archivbesuch besichtigten wir bei strahlendem Wetter noch das Goetheanum, das als markanter und weithin sichtbarer Eisenbetonbau entstand, nachdem ein erster Bau 1922/23 niederbrannte; es ist Sitz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und Veranstaltungsort mit Tagungsräumen sowie einer grossen Bühne.