Wasserzeichen im Maschinenpapier – Oder: Wo das Unechte und Falsche im Wasserzeichen anfangen soll. Eine Übersicht

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von Martin Kluge

sph-Kontakte Nr. 97 | Juli 2013

Immer mehr Anbieter offerieren heute im Internet Wasserzeichenpapiere – massgeschneidert für den ­Kunden, in kleinen Auflagen zu sensationellen Preisen. Die Bildung dieser Wasserzeichen hat mit der traditionellen Art der Wasserzeichenherstellung nichts mehr gemeinsam. Darum hat sich in der Fachwelt die Bezeichnung unechte oder falsche Wasserzeichen etabliert. Was ist aber falsch daran? Und wie können etablierte Wort­schöpfungen wie halbechte Wasserzeichen zur Klärung beitragen?

Es gehört zur Kunst jeder präzisen Wissenschaft, eine Terminologie zu entwickeln, die einen Sachverhalt eindeutig und wertfrei wiedergeben kann. Die Auseinander­setzung mit Wasserzeichen in Maschinenpapieren ist derzeit leider weit davon entfernt. Wasserzeichen sind bewusst angebrachte Zeichen im Papier, welche in der Durchsicht als hellere oder dunklere Linien oder Bilder zu erkennen sind. Beim Handpapier wurden diese Marken durch das Anbringen eines Drahts auf dem Sieb erzeugt, wodurch das Papier an den Stellen mit aufgenähtem Draht dünner wurde. Im Laufe der Mechanisierung der Papierproduktion mussten selbstredend andere Wege gefunden werden, die Durchsicht im Papier zu verändern. Die Zielsetzung, eine Markierung mittels unterschiedlicher Transparenz zu erzeugen, blieb erhalten, das Verfahren zur Erzeugung änderte sich. Warum soll aber die eine Art echt und richtig sein, die andere hingegen falsch und unecht? Die Begrifflichkeiten sind historisch gewachsen, haben ihre Geschichte. Sie stammen aus einer Zeit, als dem Maschinenpapier gegenüber dem Handpapier etwas Minderwertiges anhaftete. Noch immer führen maschinell hergestellte Papiere in der Papiergeschichtsschreibung ihr Schattendasein. Unverkennbar hat sich hier die Perspektive der frühen Industrialisierung bis heute gehalten. Damals versuchten zahlreiche Handpapiermühlen im Familienbetrieb sich gegenüber der maschinellen Konkurrenz zu behaupten, indem sie auf Qualität setzten. Handgeschöpftes Büttenpapier galt folglich als reiner, von beständigerer Qualität, gleichmässiger, ästhetisch ansprechender. Noch in den 1880er Jahren wurden sogenannte Schöpfpapier-Maschinen oder Bogen-Papiermaschinen entwickelt, welche auf maschinelle Art die  Schritte an der Bütte nachmachen sollten, um möglichst authentisch ein maschinelles «Handbütten» zu produzieren. Bis heute haben Handbüttenpapiere etwas von ihrer Exklusivität beibehalten, auch wenn die Aussagen zur Reinheit und Gleichmässigkeit in dieser Form schon lange nicht mehr aufrecht gehalten werden können.

Doch betrachten wir den Prozess der Reihe nach. Den ersten Schnitt in unserem Diskurs müssen wir in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts ansetzen. Eine neue Art Siebgeflechte herzustellen revolutionierte den Papiermarkt: Neu gab es Papiere ohne die charakteristische Rippung der Siebe. In Briefpapieren der Zeitenwende um 1800 tauchte dieses neue, als Velin-Papier bezeichnete Phänomen nun verstärkt auf. Das Verfahren dazu wurde bereits eine Generation zuvor für Druckpapiere erfunden. Auf einmal war es möglich, die als störend empfundenen und über 2’000 Jahren fest zum Papier dazugehörenden Kettlinien (sogenanntes Vergé) verschwinden zu lassen. Die neue Technik wurde schnell ein absolutes «must» für feine Schreibpapiere. Eine Modewelle kam auf. Die neue Siebart bildete aber auch eine Voraussetzung für die Erfindung der Papiermaschine, die ab den 1830er Jahren immer spürbarer zur Konkurrenz der alten Papiermühlen wurde. Hier war die Tendenz nun gerade umgekehrt. Das Maschinenpapier war konstruktionsbedingt ein Velin-Papier und anfangs von minderer Qualität. Um sich dem höher bewerteten Handpapier anzunähern, suchte man nach einem Weg, die typische Rippung alter Handpapiere und die Wasserzeichen auch auf der Maschine zu erzeugen. Dieses klassische Charakteristikum für Handpapier galt es zu imitieren,  obwohl es im feinen Schreibpapier damals gerade Verachtung fand.

Der Egoutteur

Aufbau einer Langsieb-Papiermaschine. Im Stoffauflauf links fliesst die stark verdünnte Fasersuspension auf das Langsieb. Am Ende des Siebs ist die Papierbahn soweit gefestigt, dass sie auf einen Filz geführt werden kann. In diesem weichen Zustand wird das Egoutteur-Wasserzeichen von oben eingedrückt, wodurch sich die Fasern verschieben.

Bereits den ersten praxistauglichen Papiermaschinen wurden am Ende des Langsiebs Walzen aufgesetzt, welche das Entwässern der nassen Papierbahn verbessern sollten.  So ist zumindest ein Vermerk zu deuten, wonach der Engländer Henry Brewer 1816 eine hölzerne Walze auf einer Langsiebmaschine eingesetzt habe. Da in der noch nassen Papierbahn die Entwässerung wohl besser mit einer offenen Siebwalze funktioniert, die das Wasser ableiten kann, als mit einer geschlossenen, massiven Holzwalze, entwickelten sich hieraus die sogenannte Egoutteure. Diese waren mit einem Siebgewebe überzogene Walzen, die am Ende der offenen Siebpartie auf die Papierbahn gesetzt wurden und unter mässigem Druck mitliefen, bevor die Papierbahn auf die Filze «gegautscht» und anschliessend durch die Presspartie geführt wurde. Aus dieser Funktion leitet sich auch die deutsch Bezeichnung für den Egoutteur ab: die Vordruckwalze.

Darstellung eines gerippten und eines gewobenen Egoutteurs aus Carl Hoffmanns Handbuch der Papierfabrikation, 1891.

Die ersten Egoutteure entstanden in England durch die Brüder John und Christopher Phipps, welche in Dover die River Mill und die Grabbe Mill betrieben. Sie waren es, die eine der ersten ­Foudrinier-Maschinen kommerziell in Betrieb setzten und stets zu verbessern suchten. 1824 erhielten  sie das Patent auf den ursprünglich riding roll oder cylindical roll genannten Egoutteur. Fertigen liessen sie ihren Cylindical roll durch den Papierformenmacher John Marshall  von T.J. Marshall and Company zu Dentfort in Kent. Erste Auslieferungen erfolgten aber erst 1827 an die englischen Papierfabrikanten J. Hall and son, M. Towgood und die Brüder C. J. und C. Phipps. Während die erstgenannten Firmen Velin-Egoutteure einsetzen, bezogen die Gebrüder Phipps erstmals einen gerippten Egoutteur, einen sogenannten laid ridingroll.

Über die Inbetriebnahme der ersten Langsiebmaschine für geripptes Papier ist folgende Anekdote überliefert: «Damals wurde wie heute ein sorgfältig und gut gekleideter Modeherr als dandy bezeichnet, und als Herr Phipps die ihm gesandte Vordruckwalze sah, soll er ausgerufen haben what a dandy «welcher dandy», und dieser Name ist seitdem allein beibehalten, obwohl auch riding roll lange gleichzeitig benutzt wurde.» Als Erklärung hierzu fügt Carl Hoffmann, der sie überliefert, an: «Die Bestimmung der Vordruckwalze ist am besten durch die englische Bezeichnung «dandy» ausgedrückt, da sie dem Papier jedes Wasserzeichen gibt, also demselben die eigene Musterung einprägt, und die gefilzten Fasern etwas dichter schliesst.»

Mit der Einführung des Egoutteurs war es nun möglich, dem Maschinenpapier eine ähnlich gerippte Struktur zu geben, wie es Jahrhunderte lang bei Handpapier zum gewohnten Bild dazugehörte. Neben der Rippstruktur fehlte nun nur noch das eigentliche Wasserzeichen.  Erste Versuche, auch diese auf einer Papiermaschine zu erzeugen, sind für das Jahr 1830 belegt: Der Papiermacher Thomas Barrett von St. Mary Gray in Kent lötet die Drahtgebilde der Wasserzeichen auf das Siebgewebe der Papiermaschine, was sich in der Praxis allerdings nicht bewährte.

Wann sich der naheliegende Schritt vollzogen hat, das Wasserzeichen auf den Egoutteur zu löten, ist nicht belegt. Sicher ist, dass dies im technisch weit überlegenen England stattgefunden haben muss. In Deutschland jedenfalls erscheinen um 1840 die ersten Wasserzeichen in Maschinenpapier.

In den darauf folgenden Jahren mehren sich Belege für die Verwendung von Egoutteuren und Gründungen von Drahtsiebwebereien auf dem Kontinent: ein französisches Patent für einen gerippten rouleau egoutteur erhielten 1842 Laroche-Joubert und Dumergus in Nersa bei Angoulême. In Reutlingen errichtet Hermann Wagner 1849 eine Drahtsiebweberei und überzog bereits im Gründungsjahr Egoutteure mit Velin-Gewebe von 130 – 200 cm Breite. Nicht nur die Verwendung, sondern auch die Herstellung von Egoutteuren in Deutschland ist seit 1851 belegt.

Das Einbringen von Wasserzeichen mittels Egoutteuren setzte sich rasch durch, geriet aber im Laufe der Zeit auch an seine technischen Grenzen. Mit zunehmendem Tempo der Papiermaschinen traten neue Schwierigkeiten auf. Die Fasern verfingen sich in den zu schnell rotierenden Zylindern, so dass die Betriebsgeschwindigkeit nicht endlos gesteigert werden konnte.  Den Ausweg boten sogenannte Riesenegoutteure, die seit 1913 einen Durchmesser von 80 cm erreichen konnten. Mit ihrer Hilfe erreichten die Papiermaschinen um 1935 nun Geschwindig­keiten von rund 400 m/min. In den 1960er wuchsen die Riesenegoutteure schliesslich auf einen Durchmesser 160 cm an, was Betriebsgeschwindigkeiten bis 800 m/min ermöglichte. Denoch liess sich die Geschwindigkeit der Papiermaschinen nicht endlos steigern – war der Egoutteur auch noch so gross.

Molette-Wasserzeichen

Entsprach die Herstellung von Wasserzeichen mit Egoutteur noch weitgehend der klassischen Art, Marken durch unterschiedliche Papierstärken zu erzielen, so wurde schon bald nach weiteren Wegen gesucht, Wasserzeichen in schnelllaufenden Papiermaschinen zu erzeugen. Neben der eingeschränkten Laufgeschwindigkeit ergab sich auch das Problem der Passgenauigkeit von Egoutteur-Wasserzeichen. Schwankende Ausdehnungen der Papierbahn in der Press- und Trockenpartie führten zu gewissen ­Ungenauigkeiten bei Grösse und Position der Wasser­zeichen.

Bereits für die Zeit vor 1855 gibt es erste Zeugnisse, dass Wasserzeichenzylinder vom Langsieb weg, hinter die Presspartie, verlegt wurden. Die französische Papierfabrik Monty fertigt Wasserzeichen in Maschinenpapier (Langsieb) durch Einpressen der Zeichen mittels gravierten Rollen auf der ersten Trockenwalze. Dies ist der erste Beleg für passgenaue Wasserzeichen und wahrscheinlich auch der erste Hinweis auf jene Technik, die Molette-Wasserzeichen genannt wird.

Über den Einsatz dieser neuen Art berichtet ausführlich Carl Hoffmann im «Handbuch der ­Papierfabrikation»: «Solange das Papier noch nass ist, wie auf den ersten Trockenzylindern, kann man durch das Einpressen runder Stempel Wasserzeichen hervorbringen. Dies geschieht mittels schmaler Scheiben aus Bronze, die auf gemeinsamer Welle sitzen, und von deren cylindrischer Oberfläche die Worte oder Zeichen erhaben hervortreten. In den meisten Fällen sollen die Scheiben nur die Firma der Fabrik fortlaufend längs der Schnittkanten einpressen und sind desshalb nur wenige Centimeter, d.h. so breit, dass sie gerade den Buchstaben Raum bieten. Die Buchstaben und Zeichen müssen scharf aus den Scheiben heraustreten, um deutliche Wasserzeichen pressen zu können. Die Welle mit den Scheiben wird entweder durch ihr eigenes oder darauf wirkendes Gewicht auf die über einen Trockenzylinder gehende Papierbahn gepresst. Sie wird dabei durch Reibung gedreht und prägt die Inschrift fortlaufend ein. In der Papierfabrik von Canson & Montgolfier in Vidalon-les-Annonay sah der Verfasser 1873 die Einrichtung an einer der ersten, soweit erinnerlich am zweiten Trockenzylinder.»

Auf den Trockenzylindern nach der Presspartie ist die Papierbahn bereits dermassen gefestigt, dass die Fasern auch unter dem Druck der Presswalzen nicht mehr verschoben werden können. Das Wasserzeichen entsteht also nicht mehr, wie bisher üblich, durch eine veränderte Massenverteilung der Papierfasern, sondern aufgrund eines mittels Druck ver­ringerten bzw. verdichteten Porenvolumens. Diese Art wird in der Fachwelt oftmals als halbechtes Wasser­zeichen bezeichnet. Sie können durch Zugabe von Wasser oder Natrium entfernt werden, da die Fasern beim Aufquellen ihr ursprüngliches Volumen wieder annehmen.

Geprägte Wasserzeichen

Satinierwerk von 1871 für Einzelbögen. Solche Maschinen wurden zum Einprägen von Wasszeichen genutzt.

Die Erfindung der Moulette-Wasserzeichen zeigte, dass sich Wasserzeichen von akzeptabler Qualität auch mit Hilfe von Druck und Faserverdichtung herstellen lassen. Was lag also näher, als diesen Vorgang auch ausserhalb der Papiermaschine vorzunehmen und die Zeichen nachträglich auf das fertige Papier anzubringen. 1840 verlegte der Papierfabrikant Schäuffelen in Heilbronn das Einbringen der Wasserzeichen erstmals ausserhalb der Papiermaschine in das Satinierwerk, also in die bereits fertige, trockene Papierbahn. Noch bis in die 1870er Jahre war es nur möglich, den satinierten Glanz durch hohen Druck zwischen Glanzpappen zu erzeugen. Dazu mussten die Papiere bogenweise von Hand in die Satinierwalzen eingeführt werden. Schäuffelen in Heilbronn legte bei diesem Vorgang Drahtzeichen auf die Glanzpappen und presste somit die Wasserzeichen ins Papier. Im Vergleich zu den Egoutteur- und Moulettewasserzeichen wurden diese als die schönsten (bzw. deutlichsten) bezeichnet.

Zur Herstellung geeigneter Prägevorlagen erfand Prof. Husnik (von Husnik & Häusler in Prag) 1868 die Leimtypie: ein fotografisches Verfahren für die Herstellung von Reliefs für Wasserzeichen im Papier. Ein mit Chromleim vorbereiteter Deckel konnten mit beliebigen Zeichnungen belichtet werden, welche schliesslich in ausreichender Festigkeit aushärteten. Mittels Leimtypie konnten auch Halbtöne hergestellt werden. Das Verfahren von Husnik & Häusler  wurde schliesslich 1888 in Wien von Leykam-Josefthal für künstliche Wasserzeichen eingeführt.

An der aufkommenden Mode der 1890er Jahre, Schreibpapieren im Satinierwerk Muster und Wasser­zeichen einzuprägen, schien Carl Hoffmann wenig Freude zu haben. Er schrieb 1897 in seinem Handbuch: «Die deutschen und französischen Fabriken haben ihr Publikum an Papiere mit den verschiedenartigsten Mustern gewöhnt, deren Dasein meist ganz zwecklos, häufig aber auch unschön ist. Schreibpapier muss von solcher Beschaffenheit sein, dass man darauf mühelos, in regelmässigen, geraden Linien schreiben und das Geschriebene deutlich lesen kann. Die Mehrzahl der englischen, noch mehr aber die amerikanischen Briefpapiere erfüllen diese Bedingungen, sie sind glatt, weiss oder hell gefärbt, zum grossen Theil einfach blau liniirt, und deren Schönheit wird nicht in zwecklosen Mustern und Wasserzeichen, sondern in Reinheit und Gleichmässigkeit, sowie in schöner Farbe gesucht».

Besondere Bedeutung erlangte das Einprägen von Wasserzeichen in Sicherheitspapieren. Erste Versuche reichen bis ins Jahr 1835 zurück. Der französische Papiermacher Mozard (Morand) stellte einwandfreies Sicherheitspapier durch Chemikalien her, die er ins Papier einbrachte, um Fälschungsversuche anzuzeigen. Mittels gravierter Walze presste er ein Wasserzeichen in eine Papierschicht ein und vereinigte diese mit einer zweiten. Aus diesen zweilagigen Papieren soll er 1836 ein Sicherheitspapier hergestellt haben, das allen damaligen Fälschungsversuchen trotzte.

Die Verfahren, mit nachträglich eingebrachten Sicherheitsmassnahmen Papiere fälschungssicher zu machen, waren soweit vervollkommnet, dass der Darmstädter Druckereibesitzer M. Reinheimer 1923 ein Sicherheitspapier vorstellen konnte, welches Wasserzeichen mit perspektivischen Schattierungen in verschiedenen Tönungen und Farben sowie Farb­abstufungen enthielt. Er schuf auch magnetische Wasserzeichen, die durch starke Elektromagnete überprüfbar sind. Unter dem Mikroskop zeigen die Wasserzeichen eine unnachahmbare Stäbchenkristallisierung, die das Papier auch fälschungssicher gegen Radieren machte.

Gedruckte Wasserzeichen

Das Verdichten der Papierstruktur, um partiell eine erhöhte Durchsicht zu erhalten, lässt sich nicht nur durch Druck erreichen, wie bei den geprägten Wasserzeichen, sondern auch auf chemischem Weg, durch Verdichten der Fibrillen der Faser. Eine einfache Art ist das Aufbringen von Fett oder Öl, ähnlich einem Fettfleck. Hierbei ist aber das Problem zu lösen, dass das eingebrachte Öl im Laufe der Zeit ausläuft und dadurch das gedruckte Motiv undeutlich wird bzw. verschwimmt. Das grösste Problem stellt aber sicherlich die Beschreibbarkeit der Papiere dar, die durch alle fettigen Stoffe erheblich beeinträchtigt ist.

Im Jahre 1905 erhielt Richard Vater aus Grunewald bei Berlin vom Kaiserlichen Patentamt ein Patent für eine Einrichtung zur Herstellung an einzelnen Stellen durchsichtig oder wasser- und luftdicht gemachter Papiere. Mit diesem Verfahren liessen sich geölte oder mit Paraffin behandelte Papiere partiell weiter verdichten oder Wasserzeichen in die vom Öl bereits transparenten Papiere einbringen. Das Verfahren bestand darin, mit Hilfe eines Klischees die gewünschten Stellen des Papiers zu bedrucken, wodurch ein wasserzeichenähnlicher Effekt entsteht.

Ein Patent für eine Buchdruck-Wasserzeichenfarbe auf Ölbasis ging 1918 an C. Ruth aus ­Hamburg  Wandsbeck. Das Rezept der Druckfarbe lautet folgendermassen:

50 Teile Stearin in 200 Teilen Druckfirnis unter Wärme auflösen. Zu dieser Mischung unter Rühren
300 Teile Druckfirnis
40 Teile Lebertran
5–10 Teile Terpentinöl und

ca. 4 Teile Bologneserkreide zufügen.

In den 60er Jahren wurden ähnliche, gebrauchsfertige Druckfarben zum Drucken von Wasserzeichen angeboten. Diese war unter der Bezeichnung Kapra auf dem Markt. Eine andere wurde von der Druckfarbenfabrik Hostmann-Steinberg in Celle angeboten.

Mit dem Aufkommen der modernen Offset­druckmaschinen erlebte die Herstellung von ­gedruckten individuellen Wasserzeichen eine Renaissance. Mit einem Eindruckwerk wird unter Anwendung einer Hochdruckform das Druckbild auf das Papier übertragen. Diese Idee ist sehr alt, die Technik aber neu. Der entscheidende Unterschied zu früheren Verfahren ist, dass hierfür eine spezielle Druckflüssigkeit verwendet wird, die sich die Kapillarwirkung der Papierfasern zu Nutze macht und das Papier in der gesamten Tiefe durchdringt. Dabei werden diese Fasern gebleicht und somit dauerhaft in ihrer Durchsicht verändert.

Die gedruckten Wasserzeichen sind für einen Laien optisch von Egoutteur-Wasserzeichen kaum zu unterscheiden. Sie sind in der Durchsicht klar, scharf konturiert und exakt platziert. Im Gegensatz zu den auf Ölbasis beruhenden Druckfarben sind sie problemlos beschreibbar und für Laser- und Inkjetdrucker geeignet. Und sie sind vor allen Dingen erschwinglich, weil dafür im Prinzip jedes ungestrichene Naturpapier eingesetzt werden kann. Die zunehmenden Plagiatsprobleme und Sicherheitsbedürfnisse vieler Hersteller eröffnen der Druckindustrie einen lukrativen neuen Markt, z.B. für den Druck von Echtheits-Zertifikaten, Garantie-Unterlagen, Marken-Etiketten, Verträgen, Wertpapieren, Begleit-Dokumenten, Eintrittskarten, Produkt-Identifikationen und Produkt-Kennzeichnungen.