Zu Besuch in Fabriano
von Rumy Kühnis
sph-Kontakte Nr. 106| Juli 2019
Sucht man nach den ältesten Orten, in welchen Papier hergestellt wurde, stösst man ziemlich bald auf den Namen ‹Fabriano›. In der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts ist in diesem Städtchen, das auf der Bahnstrecke Rom – Ancona liegt, die erste Papiermühle Italiens gegründet worden, und bis heute ist Fabriano bekannt für sein Papier. Unter anderem wird in Fabriano das Papier für die italienischen Euronoten produziert. Wer sich in Fabriano auf die Spuren des Papiers machen möchte, beginnt wohl am besten im Museo della Carta e della Filigrana, das mitten im mittelalterlichen Kern des Städtchens steht und 1984 gegründet wurde. Wer allerdings beim Fluss, der durch Fabriano fliesst, nach dem Museum Ausschau hält, liegt falsch. Obwohl in Fabriano früher an die sechzig Papiermühlen gestanden haben, ist keine davon erhalten, und entsprechend ist das Museum nicht in einer Papiermühle untergebracht, wie es an anderen Orten, wie zum Beispiel in Basel, der Fall ist. Seinen Platz hat das Museum in einem ehemaligen Dominikanerkloster gefunden, welches in der Nähe des Stadtparks liegt. Betritt man das Museum, kommt man zuerst in den Kreuzgang, in dem anhand von Tafeln die Geschichte des Papiers erklärt wird. Aber nicht nur den Tafeln sollte man seine Aufmerksamkeit schenken – es kann sich durchaus lohnen, hin und wieder den Blick auf das alte Gemäuer werfen, wo an manchen Stellen farbenfrohe Fresken den Lauf der Zeit überstanden haben. An den Kreuzgang grenzen diverse Räumlichkeiten, die teils nur betreten werden können,wenn man an einer Führung teilnimmt oder an der Kasse nachfragt. Die Papiermacherei mit dem Stampfwerk, das mittels Knopfdruck in Bewegung gesetzt wird, zählt zu diesen abgeschlossenen Räumen, es kann aber eingesehen werden, wenn man durch die Glastüre schaut. Wer sich satt gesehen und gehört hat, was die Papiergeschichte und manuelle Herstellung angeht, begibt sich in die erste Etage des Kreuzgangs, wo klar wird, weshalb das Museum sich nicht nur Papier- sondern auch Wasserzeichenmuseum nennt: Mehrere Schöpfformen finden sich an Wänden und in Vitrinen und sind oft mit einem Wasserzeichen versehen. Manchmal erstreckt sich ein Wasserzeichen sogar über eine ganze Form hinweg. Was für Kunstwerke durch diese Schöpfformen entstehen können, zeigt sich in den vielen Leuchtkästen, die die Wasserzeichen dergeschöpften Bögen hervortreten lassen. Sowohl Formen als auch Bögen stammen aus unterschiedlichsten Jahrhunderten und machen dem Besucher anschaulich, wie sich die Zeiten – und mit ihr auch Produkte wie eben Papier – verändert haben. Zu guter Letzt kann man einen Blick in den Museumsladen werfen und sich unter anderem Bögen mit verschiedensten Wasserzeichen kaufen.
Praktische Informationen
Museo della Carta e della Filigrana, Largo Fratelli Spacca, I-260044 Fabriano (AN), info@museodellacarta.com, www.museodellacarta.com Fabriano ist per Bahn erreichbar. Die Fahrt ab Rom dauert ca. 2.5 Stunden.