Eine Nase voll vom Duft alter Bücher

[et_pb_section bb_built=»1″ _builder_version=»3.16.1″ custom_padding=»100px|0px|100px|0px|false|false» custom_padding_tablet=»37.5px|5px|37.5px|5px» custom_padding_phone=»20px|5px|20px|5px» custom_padding_last_edited=»on|desktop»][et_pb_row _builder_version=»3.16.1″ background_size=»initial» background_position=»top_left» background_repeat=»repeat»][et_pb_column type=»1_2″][et_pb_code admin_label=»Zurück» _builder_version=»3.16.1″ text_orientation=»left»]<p><b><a href=»javascript:javascript:history.go(-1)»>Zurück zur Übersicht</a></b></p>[/et_pb_code][/et_pb_column][et_pb_column type=»1_2″][et_pb_text admin_label=»PDF» _builder_version=»3.16.1″ text_font=»|700|||||||» text_text_color=»#876949″ text_font_size_last_edited=»off|desktop» header_text_align=»right» text_orientation=»right» link_option_url_new_window=»on» disabled=»off» disabled_on=»on|on|» link_option_url=»https://www.papierhistoriker.ch/wp-content/uploads/2018/10/Eine_Nase_voll_vom_Duft_alter_Buecher.pdf»]

Artikel als PDF herunterladen

[/et_pb_text][/et_pb_column][/et_pb_row][et_pb_row _builder_version=»3.15″ background_size=»initial» background_position=»top_left» background_repeat=»repeat» custom_css_main_element=»max-width: 700px;» custom_padding=»0px|0px|25px|0px»][et_pb_column type=»4_4″][et_pb_post_title admin_label=»Beitragstitel» author=»off» date=»off» categories=»off» comments=»off» featured_image=»off» _builder_version=»3.16.1″ title_font=»|700|||||||» title_text_color=»#000000″ title_font_size=»42px» title_line_height=»1.6em» custom_padding=»||0px|» title_font_size_tablet=»36px» title_font_size_phone=»30px» title_font_size_last_edited=»on|desktop» /][et_pb_text admin_label=»Autor» _builder_version=»3.16.1″ text_font_size=»16px» custom_margin=»||7.5px|» text_font_size_tablet=»14px» text_font_size_phone=»12px» text_font_size_last_edited=»on|desktop»]

Martin Kluge zu Besuch bei Andreas Wilhlem

[/et_pb_text][et_pb_text admin_label=»Ausgabe» _builder_version=»3.16.1″ text_font_size=»16px» custom_margin=»||7.5px|» text_font_size_tablet=»14px» text_font_size_phone=»12px» text_font_size_last_edited=»on|desktop» text_line_height=»1em»]

sph-Kontakte Nr. 100 | März 2015

[/et_pb_text][/et_pb_column][/et_pb_row][et_pb_row custom_padding=»0px||25px|» _builder_version=»3.15″ background_size=»initial» background_position=»top_left» background_repeat=»repeat»][et_pb_column type=»4_4″][et_pb_image src=»https://www.papierhistoriker.ch/wp-content/uploads/2018/10/Parfumeur_2.jpg» _builder_version=»3.16.1″ custom_padding=»||0px|» align=»center» /][/et_pb_column][/et_pb_row][et_pb_row _builder_version=»3.15″ background_size=»initial» background_position=»top_left» background_repeat=»repeat» custom_padding=»||25px|» custom_css_main_element=»max-width: 700px;»][et_pb_column type=»4_4″][et_pb_text _builder_version=»3.16.1″ text_font_size=»18px»]

Mit einem Koffer voller Bücher reise ich nach Zürich zu Andreas Wilhelm. Er ist leidenschaftlicher Duftvirtuose und eine «Nase», ein Parfumeur, von Beruf (www.parfumeur.ch). Ihm halte ich meine Bücher unter sein feines Riechorgan, mit der Bitte, zu beschreiben, was er erschnüffeln kann.

Als erste Kostprobe bekommt er ein dickes Kochbuch von 1824 in einem Papp-Verlagseinband. Dieses Buch habe den typischen Duft eines alten Buchs, so wie man ihn aus einem Antiquariat kennt: «… ansatzweise etwas Kellerig-Schimmliges, doch immer noch frisch. Nur ganz wenig wahrnehmbar hat es etwas Wild­lederartiges, nur eine Idee … Und es hat eine Nuance von Essig, auch etwas Medizinisches, nicht unangenehm; dazu etwas Leiniges und ebenfalls etwas leicht Schweissiges (ohne jemanden zu nahe treten zu wollen); ansatzweise auch ­Spuren von Vanillin» – Vanillin, so erklärt er mir, ist ein Abbauprodukt von Lignin. Schliesslich bemerkt er noch, dass es aussen anders riecht als innen: «… aussen hat es eine würzige Note mit Naphthalineinschlag, innen fast würzig, in Richtung Bockshornklee oder Selleriesamen»

Als Gegensatz halte ich ihm nun ein französisches Aktenbündel aus der Zeit um 1460 unter die Nase, welches in einer Pergament­urkunde eingeschlagen zu einem Faszikel gebunden ist. «Es riecht ganz anders als erwartet. Man hat den Eindruck von modrig, patschuli-artig, etwas staubig. Ausserdem hat es etwas Eiweissiges, fast mit einer animalischen Note, wie Abbauprodukte von Eiweiss.» Nach einer weiteren Nase voll: «Es hat eine Note von Karrenschmiere … eine würzig-schweflige Note in Richtung Alin oder Allicin, fast Knoblauch.»

Auf das Aktenbündel folgt eine kleinformatige volksmedizinische Handschrift mit Pergamenteinband, die im frühen 18. Jahrhundert im Berner Oberland geschrieben wurde. «Ich rieche Essig! Ganz anders als die mittelalterliche Handschrift. Es ist eher auf der Kleisterseite, fast knochenleimig in animalische Richtung, leicht schweflig, nach Schweineschmalz. Aber frischer, weniger modrig, ohne die staubige Note.»

Nun folgt ein Kräuterbuch von Adam Lonizer, in der Ausgabe von 1783 mit starken Alterungsspuren. Das Papier ist stark aufgequollen, fast lappig und brüchig. «Der Ledereinband hat aussen eine verbrannte Note, fast nach Plastik oder Gummi; auf der verbrannten Seite, in Richtung Cis-Jasmon [einem wesentlicher Bestandteil des Duftstoffs der Jasminblüten]. Inwendig riecht es recht medizinisch, viel weniger nach dem Antiquariatseinschlag. Man schmeckt, dass es alt ist, in Richtung Lapdanum. Der Lederakkord geht hier bereits in eine animalische Richtung. Im hinteren, brüchigeren Teil mit Wurmlöchern dominiert der Geruch von elementarem Schwefel, fast wie Zündhölzer, mit einer phenolig-fettigen Note.»

Zuletzt noch ein gut erhaltenes Exemplar von Athanasius Kirchers Mundus subterraneus von 1678 in einem geprägten Ledereinband der Zeit. «Der Einband riecht nach Leder, nicht unangenehm, mit einer Note von Essig. Innen ganz klar Myhrre! Aber auch ein Hauch von etwas Schweissigem in der Myrrhe – tintenartig, russig. Dieser Geruch ist markant anders, sofort erkennbar.» Wir fragen uns, ob dieser Geruch von der Druckerschwärze herkommen kann?

Allgemein kann man sagen, dass keines der Bücher unangenehme Gerüche enthält, und jedes Buch seine eigene Note aufweist. Im Alter wird der Duft bakteriologisch bedingt stärker, da im Laufe der Zeit mehr Abbauprodukte entstehen. Die Note wird zunehmend ledriger.

[/et_pb_text][/et_pb_column][/et_pb_row][/et_pb_section]