Die Papierherstellung im Spiegel der «Encyclopédie»

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von Belinda Tammaro

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sph-Kontakte Nr. 84 | Dezember 2006

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«Je distingue deux moyens de cultiver les sciences: l’un d’augmenter la masse des connaissances par des découvertes; et c’est ainsi qu’on mérite le nom d’inventeur: l’autre de rapprocher les découvertes et de les ordonner entre elles, afin que plus d’hommes soient éclairés et que chacun participe, selon sa portée, à la lumière de son siècle.»

Denis Diderot

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Die Papierherstellung fand im 18. Jahrhundert in zwei Projekten Eingang, die sich in Arbeitsweise und Absicht deutlich unterscheiden. Es ist dies zum einen die Beschreibung der Handwerke durch die Mitglieder der königlichen Akademie der Wissenschaften, zum anderen die von Diderot und d’Alembert begründete und von Privaten finanzierte «Encyclopédie».

Die königliche Akademie der Wissenschaften wurde auf Colberts Veranlassung hin im Jahre 1666 in Paris gegründet. Sie widmete sich der Forschung auf dem Gebiet der Mathematik und der Naturwissenschaften. Als der König selbst den Wunsch nach einer Beschreibung der «arts mécaniques» äusserte, betraute Colbert die neu entstandene «Académie des Sciences» mit dieser Aufgabe. Aus politischen Gründen konnte das Unternehmen erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts begonnen werden. Doch fehlte dem Projekt zum einen die einheitliche Struktur, zum anderen erwiesen sich die Artikel als zu schwerfällig, so dass viele der Beschreibungen nicht gedruckt wurden. Zudem waren die Akademiker nicht unabhängig, sondern dem königlichen Diktat unterstellt.

Für die Enzyklopädisten, die ihre Aufgabe als Teil der Aufklärung auffassten, wäre eine solche Abhängigkeit undenkbar gewesen. Frei von Vorurteilen und Einschränkungen jeglicher Art, machten sich die Enzyklopädisten für eine Allgemeinbildung stark, die nicht nur einer kleinen Elite der Gesellschaft vorbehalten sein, sondern allen Menschen, unabhängig von ihrem Stand, zur Verfügung stehen sollte. Die Originalität der Enzyklopädie lag darin, dass sie dem Akademiker und dem Arbeiter gleichermassen von Nutzen sein sollte.

Als im Jahre 1765 der Artikel zur Papierherstellung unter dem Stichwort «Papeterie» in der Encyclopédie von Diderot und D’Alembert erschien, war der Traktat «l’Art de faire le papier» verfasst von Joseph Jérôme de La Lande im vierten Volumen der «Description des arts et des métiers» der königlichen Akademie der Wissenschaften zu Paris seit vier Jahren gedruckt und lag auch schon in der deutschen Übersetzung von Johann Heinrich Gottlob von Justi vor.

Obschon es Anhaltspunkte gibt, die beweisen, dass Beziehungen zwischen den beiden Projekten bestanden haben, zeigt eine Gegenüberstellung der beiden Artikel zur Papierherstellung auf, dass diese, nicht nur bezüglich Inhalt, sondern auch im Hinblick auf die Abbildungen, unabhängig von einander entstanden sein müssen. Ein kurzer Vergleich der Tafeln reicht, um zu sehen, dass der Autor des Encyclopédie-Artikels – es handelt sich um Louis-Jacques Goussier, Mathematiker und wichtigster Mitarbeiter Diderots bei der Dokumentation der «arts mécaniques» – nichts von La Lande übernommen hat. La Lande dagegen konnte auf seinen Vorgänger Desbillettes zurückgreifen, dessen Abbildungen zur Beschreibung des Verfahrens 1698 herausgekommen waren. Die Beschreibung Desbillettes’ selbst blieb unveröffentlicht.

La Lande erklärt in seinem Vorwort, dass er einige Tafeln von Desbillettes übernommen, um etliche erweitert, aber die Beschreibung gänzlich neu formuliert habe, weil er dabei viel mehr ins Detail habe gehen wollen. Damit ist der Hauptunterschied zwischen den Artikeln von La Lande und Goussier formuliert. La Lande ist nicht nur ausführlicher in seiner Darstellung, sondern weitet seine Beispiele auf mehrere Papiermanufakturen aus. Goussier hat für seine Beschreibung die Papierfabrik von Langlée bei Montargis gewählt. Sie war eine der modernsten ihrer Art in Europa und galt damals als das Vorzeigemodell «par excellence».

Goussier präsentiert die Vorgänge der Papierfabrikation, wie sie sich in der Papiermühle einem Besucher zeigen. Er verzichtet ganz auf die Beschreibung der Hintergründe und gibt keine Erklärung für dieses oder jenes Phänomen. Sein Artikel folgt wie der von La Lande den einzelnen Schritten von der Rohstoffzubereitung bis zum fertigen Papierbogen. Doch beschränkt er sich auf die Fakten, wozu auch mass-getreue Angaben über die Dimensionen der Anlage gehören oder die Auskunft darüber, welcher Vorgang von wem übernommen wird. So gehörte es beispielsweise zur Tätigkeit von Frauen, die Lumpen minutiös vorzusortieren. Die «délisseuses» wurden nach Gewicht der sortierten Lumpen bezahlt. Auch beschreibt er, dass es manchmal nötig war, bei den Lumpen die Nähte aufzureissen und dass die Frauen, die normalerweise für diese Arbeit sassen, dann aufstanden, damit sie mehr Kraft hätten, um dies zu erledigen. Auch Kinder arbeiteten in der Papierfabrik. Sie waren verantwortlich für die Zerschneidung der Lumpen nach der Faulung. Goussier präzisiert auch, dass jedes Kind einen auf seine Grösse abgstimmten Schemel hatte, damit es bequem arbeiten konnte.

Solche Details finden sich bei La Lande nicht, dafür weiss man nach der Lektüre seines Artikels, warum die Lumpen vorsortiert wurden. Dieser Arbeitsgang war nämlich notwendig, weil sonst der Verlust an Rohmaterial zu gross sein würde. Durch eine allzu grosse Verschiedenheit in der Qualität der Lumpen, wäre der eine Teil schon mürbe, wenn der andere noch fest wäre, und so würde dann der feinere Teil mit dem Wasser weggeschwemmt werden, was wiederum die Schönheit des Papiers vermindern würde. Auch gäbe es Unebenheiten (Flocken) im Papier, d. h. Verdickungen, wo der Brei sich nicht genug verdünnt hat, oder im umgekehrten Falle zu dünne Stellen. Wir erfahren von La Lande auch, warum die Lumpen nach der Faulung zerschnitten wurden, obwohl es, wie er anführt, Papierfabrikanten gab, die diesen Arbeitsgang für überflüssig hielten. Doch sei die Zerschneidung der Hadern von Vorteil, da man dadurch deren Verkleinerung und Zermalmung im Stampfwerk verbessern und verschnellern konnte. Es könnte auch sein, dass die unzerkleinerten Hadern zwischen die Löcher der Stampfen gelangten und dabei die Stampfen ausser Betrieb setzten.

Diese Beispiele illustrieren die unterschiedliche Optik der Artikelverfasser: für Goussier steht die genaue Beschreibung des Verfahrens der Papierherstellung, wie es zu seiner Zeit praktiziert wurde, im Vordergrund. Als Bestandteil der «Encyclopédie» war er mit seinen Angaben an die Absicht der Initianten, Diderot und d’Alembert, gebunden, die auf eine möglichst grosse Verbreitung des Wissens seiner Zeit abzielten. Nicht die Forschung nimmt den ersten Platz ein, sondern die Vulgarisierung der gewonnenen Erkenntnisse.

Anders bei Jérôme de la Lande. Für ihn ist klar, dass Wissenschaft und Praxis in einem engen Verhältnis zu einander stehen, letztere von der ersteren abhängt und die theoretischen und empirischen Erkenntnisse sich auf diesem Felde ergänzen, wenn nicht gar bedingen, sollen Fortschritte gemacht werden. Die Arbeit von Jérôme de La Lande erhebt den Anspruch auf eine möglichst vollständige und wissenschaftlich fundierte Erörterung der Papierherstellung, damit die Mechanismen offengelegt und in Zukunft schneller verbessert werden können.

Wie verschieden die beiden Artikel auch sein mögen, eines steht fest: sowohl die Encyclopédie als auch die Description der Akademie der Wissenschaften waren für das Gewerbe der Papierproduktion von grösster Bedeutung; denn sowohl die vom Geiste der Aufklärung inspirierte Arbeit der Enzyklopädisten als auch der Beitrag von La Lande brachten Klarheit und Struktur in ein Gewerbe, das bisher nur mündlich von einer Generation auf die andere tradiert worden war. Die ansteckende Wirkung ihrer Anstrengung zeigt sich auch daran, dass rund zwanzig Jahre später in Frankreich die Idee einer «École Royale de Papeterie» entstand, deren Aufgabe ganz im Sinne Diderots in der allgemeinen Bildung der Papierhersteller bestehen sollte.

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Ausschnitt aus der Encyclopédie von Diderot über das Schneiden der Lumpen, übersetzt von Christian Ludwig Seebass, um 1800

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Ausschnitt aus dem Artikel von Joseph Jérôm François de la Lande über das Zerschneiden der Lumpen, übersetzt von Johann Heinrich Gottlob von Justi, 1762

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