100 Jahre Cranach-Presse in Weimar

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von Nana Badenberg

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sph-Kontakte Nr. 97 | Juli 2013

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Wie wenig sich an ­exponierten Zeitpunkten, an Gründungsdaten oder Erscheinungsterminen festmachen lässt und wie sehr anders herum Arbeitsprozesse sich zuweilen wider den allzu eiligen Fluss der Zeitläufte stellen, das zeigt sich an der Geschichte der Cranach-Presse. Im Juli 1913, so das Stichdatum für die Jahresausstellung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, gründete Harry Graf Kessler ­in Weimar jene Werkstätte deutscher Buchkunst, die bis zu ihrer Auflösung im Oktober 1931 mit über sechzig Drucken Massstäbe setzte in Sachen Typographie und mehr noch: in der ästhetischen Gestaltung des Buches als Gesamtkunstwerk.

Die erste Schrift mit einem expliziten Druckvermerk der Cranach-Presse ist 1913 nicht von ungefähr und doch eher unscheinbar der Fünfte Jahres­bericht der Weimarer Kunstgewerbeschule unter der Leitung Henry van de Veldes, der in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, zugleich aber bereits auf verlorenem Posten und kurz vor seinem Rücktritt steht. Die Zusammenarbeit zwischen Kessler und van de Velde reicht jedoch weiter zurück – bis in das alte Jahrhundert, zur Mitarbeit an der Zeitschrift Pan, vor allem aber zu der über zehn Jahre sich hin­ziehenden Gestaltung einer dann 1908 im Insel Verlag erschie-nenen Prachtausgabe von Nietzsches Zara­thustra, in deren Verlauf beide um die Prinzipien einer neuen typographischen Formensprache rangen. Das Ergebnis mit seinen ge-schlossen und doch gross zügig angeordneten Textkolumnen ist bekannt.

Auch die enge Kooperation Kesslers mit dem französischen Künstler Aristide Maillol reicht weiter zurück. Bereits seit 1904 planten die beiden eine Ausgabe von Vergils Eclogen    sie wird nach kriegsbedingter Unterbrechung erst 1926 mit Holzschnitten Maillols in der Cranach-Presse erscheinen. Für deren luxuriöse Ausstattung hatten sie 1911 zusammen mit Maillols Neffen Gaspard bei Marly eine Bütte eingerichtet, in der eigens ein mit dem Wasserzeichen MK auf Maillol-Kessler verweisendes Papier aus Rohseide bzw. aus Leinen und Hanf geschöpft wurde. Obwohl die französische Papiermanufaktur im Ersten Weltkrieg zerstört wurde, reichten die Vorräte des handgeschöpften Büttens bis zum Ende auch der Weimarer Handpresse.

Das Gründungsdatum der Cranach-Presse – es ist zwar ausschlaggebend für die Ausstellung, aber glücklicherweise keine Grenzmarkierung für den Zeitstrahl der ausgestellten Werke (etwa ein Drittel der Exponate datiert von vor 1913) – erweist sich als rein materieller Natur. Es markiert Bezug und Einrichtung der Werkstätte in der damaligen Kurth­strasse; wohingegen sich der Wohnsitz Kesslers in der namensgebenden Cranachstrasse befand und damit das ideelle Zentrum des engagierten bibliophilen Projekts.

Eine «kleine Kulturgeschichte der Cranach-Presse» (Michael Knoche) will die Weimarer Jubiläums-Ausstellung bieten, doch sie ist mehr als das: Letztlich ist die Geschichte der Cranach-Presse mit ihren zufälligen, aber keineswegs willkürlichen Eckdaten auch eine der Weimarer Republik in nuce. Auf die Gründung der Presse folgen die Kriegsjahre; während Kesslers Abwesenheit nutzt van de Velde die Werkstatt und noch während des Krieges wird Wieland Herzfeldes Sulamith auf der Weimarer Presse gedruckt. In der ersten Nachkriegszeit wird die Presse genutzt für politische Gelegenheitsdrucke in höherer Auflage und geringerer Ausstattung. Kesslers nun pazifistisches und politisches Engagement kommt etwa in seiner Schrift «Die Kinderhölle in Berlin» zum Ausdruck, die 1920 als Sonderheft der Zeitschrift Die Deutsche Nation und in englischer Übersetzung recht schmucklos auf der Cranach-Presse gedruckt wird. 1925 erscheint im Zweifarbendruck, orange und schwarz, und mit einer Auflage von nur 50 Exemplaren die Gedenkschrift für Walter Rathenau als wohl bibliophilste der politischen Schriften. Es folgen, nun wieder aufs Sorgfältigste gestaltet und ausgestattet, literarische Werke – Rilke, Hofmannsthal, Valéry und als einer der Höhepunkte auch der Ausstellung: Shakespeares Hamlet mit der gleichnamigen von Edward Johnston eigens geschnittenen Type und mit ebenso linearen wie raumgreifenden Holzschnitten von Edward Gordon Craig. Der Preis des Zweifarbendrucks, auch das eine Folge der langen Vorbereitungsphase und hochwertigen Ausstattung, entsprach dem Monatslohn eines Arbeiters – und war dennoch nicht kostendeckend.

In Weimar ist nicht nur das 1929 in 230 Exemplaren erschienene und in goldgeprägtes rotes Leder gebundene Endprodukt des Hamlet zu bewundern; auch die sich über zwei Jahre erstreckende Herstellung der Hamlet-Edition ist en détail dokumentiert. Wie ein roter Faden (in diesem Fall wohl der der Kolumnenschnur) ziehen sich sechzig Schwarz-Weiss-Fotos von Ursula Braune durch die Ausstellung und zeigen in minutiöser Schärfe und Prägnanz die Arbeit an dem Buch: vom Setzen des Textes über das Aufblocken der Holzschnitte und das Ausbinden der fertigen Form, den Probeabzug und die Ausführung der Korrekturen mit Pinzette und Ahle bis hin zu Feinarbeiten wie dem Verstärken und Ausdünnen einzelner Stellen für den endgültigen Druck und bis zum fertig gebundenen Werk und den wieder versorgten Lettern. Eine Demonstration des Aufwands und des manuellen Geschicks, den der Handpressendruck erfordert, und bei der sinnfällig wird, weshalb sich die Arbeiten oftmals so lange hinzogen und auch der ständigen Überprüfung bedurften. Die ihrerseits von einstiger handwerklicher Präzision zeugenden Abbildungen stammen von Glasplattennegativen aus dem Nachlass des Buchbinders Otto Dorfner, in dessen Werkstatt Braune 1918 eingetreten war. – Schade nur, dass die Fotos wie Bückware im besten Sinne des Wortes im untersten Teil der dafür zu eng aufgereihten Vitrinen plaziert sind.

Bei allem sonstigen Engagement und den vielen Reisen Kesslers erscheint die Arbeit an der Presse in Weimar fast wie ein Rückzugsort für ihren Initiator. Vor allem in den späteren Jahren beschränken sich viele Tagebucheintragungen während seiner Aufenthalte in Weimar, wenn er denn überhaupt etwas notiert, auf Bemerkungen zur Handpresse, so am 17.7.1930: «In der Presse gearbeitet. Hamlet». Keine Eintragungen gibt es für 1931, das Jahr, in dem die Cranach-Presse liquidiert wurde – «tief traurig und erschüttert» vermerkt Kessler dagegen im April 1932 den Auszug des getreuen Freundes und Mitstreiters Max Goertz, der in manch einem Druckvermerk gleichberechtigt genannt ist. Es sei «wie nach einem Todesfall: Es ist das Ende einer kurzen, aber glänzenden Epoche, der Blüte Zeit meiner Cranachpresse und der engen täglichen Zusammenarbeit mit Max.»

Die Ausstellung zur «Buchkunst aus Weimar» ist bis zum 10. August 2014 im Renaissancesaal der Herzogin Anna Amalia-Bibliothek in Weimar zu sehen.

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