Wasserzeichen: Erfassen – Verstehen – Deuten – Teil II: Ein historischer Abriss über die Wasserzeichen

Artikel als PDF herunterladen

von Martin Kluge

sph-Kontakte Nr. 105 | Juli 2018

Für Teil 1 der Link
Für Teil 3 der Link

Ging es im ersten Teil dieser Reihe link(sph-Kontakte 104) um grundsätzliche Überlegungen zu Wasserzeichen als Datierungshilfe und um das Verstehen der Zeichen als Teil eines Codierungssystems, so stehen diesmal ihre Geschichte und der historische Bedeutungswandel im Vordergrund. Das Kennzeichnen von Herstellern, Sorten oder bestimmten Formaten mittels Wasserzeichen zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Geschichte, doch hat sich der Umgang mit diesen Merkmalen und die Ausgestaltung der Motive im Laufe der Zeit verändert. Hier soll versucht werden, diese langfristigen Entwicklungslinien zu skizzieren. Den unterschiedlichen Umgang mit Wasserzeichen wird dabei in sieben Entwicklungsphasen gegliedert, die sich zum Teil überlappen.

Phase I (ca. 1282–ca.1310): Das Wasserzeichen als politisches Zeichen

Am Anfang dieses Überblicks steht das älteste bekannte Wasserzeichen, ein sogenanntes Kolben- oder Apfelkreuz (croix pommée).1 Dieses lässt sich mehrfach in Papieren finden, die nach 1282 in Archiven im Raum Bologna verwendet wurden. Die Herkunft dieser Papiere und die Deutung des Wasserzeichenmotivs sind bis heute nicht endgültig geklärt. Es könnte sich bei diesem Motiv um die Hausmarke eines Papiermachers, um ein Zunftzeichen oder um ein Zeichen aus dem Papierhandel handeln. Gleichschenklige Kreuze gibt es zudem als heraldisches Element in zahlreichen Wappen und sie sind auch Bestandteil der Wappen etwa von Bologna oder Genua. Das Besondere an diesem Wasserzeichen ist, dass es sich in der Bildsprache von all jenen Wasserzeichen unterscheidet, welche die erste Generation von Papiermachern in Fabriano – Italiens ältestem und wichtigstem Papiermacherzentrum – verwendet hat (vgl. Phase II).

Eine durchaus beachtenswerte These formulierte Peter Tschudin, der den Ursprung dieses Wasserzeichens im Raum Genua und in der Lombardei vermutet.2 Bei der Übernahme der Papierherstellungstechnik aus dem maurischen Spanien ins christliche Europa nahm laut Tschudin diese Gegend eine zentrale Rolle ein. Er vermutet, dass hier die ersten Papiermühlen standen, welche schrittweise die arabische Technik den europäischen Bedingungen anpassten. Zudem kontrollierte in dieser Zeit Genua den Papierimport aus dem arabischen Raum sowie aus dem maurischen Spanien. Dass es Papiermühlen im Einflussbereich Genuas waren, die Wasserzeichen einführten und dass sie dazu ein Genueser Kreuz als Motiv wählen, hat eine gewisse Plausibilität, zumal sie ihre Ware auch über die Genueser Handelsnetze vertrieben. Doch muss diese These erst noch ausreichend durch Fakten belegt werden.

Phase II (ca. 1290 – ca. 1320): Initialen und Namenskürzel

Ein ganz anderes Bild vermitteln die Wasserzeichen, welche die Papiermacher in Fabriano seit den 1290er-Jahren zur Kennzeichnung ihrer Papiere führten: Sie markierten ihre Produkte mit ihren Initialen, mit Kürzeln oder den auch ausgeschriebenen Namen. In der Stadt im Hinterland von Ancona wurden wesentliche technische Verbesserungen in die Papierproduktion eingeführt, wie die Verwendung des Stampfwerks oder die tierische Leimung. Schnell etablierte sich Fabriano als das führende Papiermacherzentrum Italiens: Es gab über 20 Papiermacher in der Stadt und im angrenzenden Umland.3 Ihr Gewerbe wurde von der Stadt und den Zünften streng kontrolliert. Die Wasserzeichen dienten hier dazu, die Ware der einzelnen Produzenten voneinander unterscheiden zu können. Ancona wurden wesentliche technische Verbesserungen in die Papierproduktion eingeführt, wie die Verwendung des Stampfwerks oder die tierische Leimung. Schnell etablierte sich Fabriano als das führende Papiermacherzentrum Italiens: Es gab über 20 Papiermacher in der Stadt und im angrenzenden Umland.3 Ihr Gewerbe wurde von der Stadt und den Zünften streng kontrolliert. Die Wasserzeichen dienten hier dazu, die Ware der einzelnen Produzenten voneinander unterscheiden zu können.

Phase III (ca. 1310 – ca. 1490): Sorten- und Formatzeichen

Bereits um 1325 war die Zahl der in Fabriano gefertigten Wasserzeichen auf über 50 verschiedene Motive angestiegen. Zudem ersetzten nun Bildmotive die Namen und Initialen. Was hatte sich verändert? – In Europa begann sich das noch neue Produkt Papier zu etablieren. Ausgehend von Fabriano – und den Mühlen im Umland – wurde nun Papier nach ganz Italien und zunehmend auch in die angrenzenden Länder exportiert. Für den Fernhandel war es dabei weniger wichtig, die einzelnen Produzenten voneinander abzugrenzen, als vielmehr Sorten, Formate und Qualitäten durch entsprechende Kennzeichnung zu unterscheiden. Doch noch fehlten hierzu einheitliche Konventionen. Die Fülle der Zeichen erklärt sich daraus, dass an den wichtigen Umschlagsplätzen ganz unterschiedliche Bezeichnungen für Papiersorten bzw. -formate üblich waren und die Fabrianeser Papiermacher ihre Wasserzeichen entsprechend den Konventionen der verschiedenen Absatzmärkte anpassten. Dies soll durch die folgenden Beispiele verdeutlicht werden:

Die im 14. Jahrhundert gängigen Papierformate lassen sich am präzisesten in Bologna fassen. Denn dort befanden sich beim Palast der Anziani (dem Rats der Älteren), in Steinplatten eingelassen, die für die Stadt gültigen Längenmasse. Unter diesen befand sich seit 1308 auch eine Marmortafel mit den gehandelten Papiermassen. Erhalten geblieben ist jene Tafel, die wahrscheinlich kurz vor 1389 eine ältere Tafel ersetzte, und Formate angibt, welche durch die ebenfalls im Jahre 1389 erlassenen Statuti del comune di Bologna4 vorgeschrieben wurden. Es sind die Formate Imperiale (500 x 740 mm), Reale (450 x 620 mm), Mezzane (350 x 520 mm) und Reçute (320 x 450 mm).

Eine weitere interessante Quelle, die uns in den Handel mit verschiedenen Papiersorten Einblick nehmen lässt, sind die Handelsbücher von Lodovico di Ambrogio aus den Jahren 1363 bis 1366.5 Aus den Handelsbüchern erfahren wir, dass Lodovico Papiere in sechs Sorten einteilte: in la charta fina (feines oder dünnes Papier), la greve (dickes Papier), la charta da involtie (Verpackungspapier), da suggellare (zum Versiegeln), la squartare (quadratisches Papier) und la charta de meglioremente e de fioritto (um etwas anderes daraus zu machen = besonders feine Sorte).

Für den italienweiten Handel mit Fabrianeser Papier nutzte Lodovico sein weit verzweiktes Netz von Niederlassungen. Papiere aus Fabriano, die für Ancona und die Marken bestimmt waren, vertrieb er beispielsweise in Fano. Perugia nutzte er als Umschlagsort für Papiere nach Umbrien, wohin er etwa am 11. April 1363 elf Ballen Royal-Papier mit Drachenwasserzeichen schickte. Wie weit sein Netzwerk reichte, soll folgendes Beispiel verdeutlichen: Am 23. November 1365 verkaufte Lodovico di Ambrogio Papier an Brubo de Lucha in Florenz, das dann an Rayneri Ducciolini in Talamone gesendet wurden, damit dieser die Papiere über Aiguemortes nach Montpellier weiterleite. Das Royal-Papier hatte in diesem Fall das Wasserzeichen Axt (mannara). Mit dabei waren auch Papiere mit den Wasserzeichen Pferd, Pinienzapfen, Blume, Granatapfel und beschnittenes Papier mit Lilien-Wasserzeichen. Je nach Ziel- und Distributionsort erhielt demnach das Format Royal ein anderes Wasserzeichen: Für Florenz das Wasserzeichen Axt, für Perugia den Drachen.

Wasserzeichen Axt, 1250-1400. 102 Belege, dabon georeferenziert: 24

Wasserzeichen Waage 1250-1380. 130 Belege, davon georeferenziert: 47

Wasserzeichen Zange 1250-1400. 63 Belege, dabon georeferenziert: 30

Wasserzeichen Schere 1250–1360 . 33 Belege, dabon georeferenziert: 7

Wasserzeichen Meerjungfrau 1250–1400. 67 Belege, dabon georeferenziert: 19

Wasserzeichen Anker 1250-1400. 80 Belege, dabon georeferenziert: 27

Um die Verbreitung bestimmter Wasserzeichenmotive besser nachvollziehen zu können, gibt es seit wenigen Jahren ein neues, vielversprechendes Instrument: Im Bernstein-Portal ( www.memoryofpaper.eu ) erfassten Wasserzeichen sind zumindest teilweise georeferenziert. Das heisst, der ihnen zugeordnete Verwendungsort ist mit exakten GPS-Daten verknüpft. So lassen sich Karten erstellen, welche die Verwendung einzelner Wasserzeichenmotive für definierte Zeiträume aufzeigen. Zwar ist die zugrunde liegende Datenmenge noch zu gering, um gesicherte Aussagen über die Verbreitung einzelner Wasserzeichen treffen zu können, doch zeichnet sich ein interessantes Bild ab, wenn man die in Fabriano produzierten Papiere für die Zeit bis 1400 abruft.

Sie bestätigen die gehäufte Verwendung einzelner Wasserzeichenmotive an ganz bestimmten Orten, wie beispielsweise Axt und Waage in Florenz, Dreiberg, Schere und Zange in Bologna oder Adler in Lucca. Überraschend ist zudem, dass die Wasserzeichenmotive Meerjungfrau (sirene) und Anker vor allem in Papieren vorzukommen scheinen, die für den Fernhandel bestimmt waren. Die in einem bestimmten Zeitraum klar ausdifferenzierte Verbreitung zeigt, dass die Wasserzeichen hier auf lokale Bezeichnungen für Sorten und Formate verweisen.

Phase IV (ca. 1390 – ca.1490): Beizeichen

Im Laufe des 14. Jahrhunderts verbreitete sich die Papierherstellung über ganz Italien, und mit den Mühlegründungen in Ambert (1326)6 und Nürnberg (1390) auch in Frankreich und Deutschland. Bei der Wahl der Wasserzeichen wurde in jenen Jahren auf Markenzeichen zurückgegriffen, die bereits im Textilhandel etabliert waren: Die Traube als Zeichen für besonders feine Qualität, der Ochsenkopf mit Nasenlöchern und Augen für mittelfeine und der Ochsenkopf als Umriss ohne Nase und Augen für grobe Qualität.

Für die Expansion des Papiers nach Norden trat dann ein weiteres Papiermacherzentrum in Erscheinung: das Piemont mit der Region um Caselle Torinese an der Stura.7 Vor allem von hier aus wurde Papier über die Alpen gebracht und von hier rekrutierten deutsche und Schweizer Investoren die Papiermacher, um Mühlen im eigenen Land zu gründen. So finden wir Papiermacher aus Caselle in zahlreichen Mühlen am Oberrhein, von Basel bis nach Metz, in den Vogesen und der Franche-Comté, in Zürich und in Bern.

Eines der geläufigsten Wasserzeichen der Papiermacher aus Caselle war der Ochsenkopf, der für mittelfeines Kanzleipapier stand und somit die geläufigste Papiersorte bezeichnete. In ihrer neuen Heimat begannen die Piamonteser Migranten jeweils eine lokale Papierproduktion aufzubauen und verwendeten dazu die ihnen geläufigen Wasserzeichen. Um sich von anderen Papiermühlen abzugrenzen, fügten sie nun Beizeichen an die bestehenden Motive. So erhielt das wohl bekannteste Zeichen dieser Zeit, der Ochsenkopf, allerlei Beizeichen: Kreuz, Stern, Kleeblatt, Blume, Wappenschild, oder Buchstaben wie Z oder T, (vgl. untenstehende Abbildung).

Verbreitung des Wasserzeichens Ochsenkopf, 1390–1420. Anzahl georeferenzierter Belege: 2197

Phase V (ca. 1475 – ca. 1640): Sortenzeichen für einen europäischen Markt

In der nun folgenden Phase trat die Funktionalisierung von Wasserzeichen im Sinne eines Repertoires codierter Zeichen immer deutlicher hervor. Sie wurden nun vornehmlich als Informationsträger genutzt – stärker als in jeder anderen Phase ihrer Geschichte. Gleichzeitig ist dies auch die Phase, in der die Verwendung von Wasserzeichen vielschichtiger wurde, so dass sich das Spektrum ihrer Nutzung und Gestaltung kaum auf ein paar wenige historische Linien reduzieren lässt.

Italien hatte bereits um 1450 seine führende Rolle in der Papierherstellung verloren. Wurden noch zwischen 1410 und 1430 bis zu 64% der in Italien produzierten Papiere nach Norden exportiert, brach der Exportmarkt in den folgenden Jahrzehnten durch das Aufkommen französischer Papiere und einer wachsenden Konkurrenz aus dem süddeutschen und alpinen Raum zusammen.8 Wieder traten einzelne Städte hervor, in denen Papiere in grossen Mengen über weite Distanzen gehandelt wurden. So etwa die Stadt Troyes in der Champagne, in der seit 1348 Papier produziert wurde und von wo aus die Niederlande und der europäische Norden mit Papier versorgt wurden. Mit Aufkommen des Buchdrucks etablierte sich auch die Frankfurter Buchmesse als wichtiger Umschlagplatz im deutschsprachigen Raum für Papier. Für solch weiträumigen Handel waren einheitliche, überall verständliche Bezeichnungen von Nöten, so dass sich die verwendeten Sortenbezeichnungen zu kanonisiert wurden.9

Hervorgegangen sind aus diesem Prozess der Vereinheitlichung beispielsweise das Anker-Wasserzeichen für grossformatige Papiere (dieses Zeichen verliert allerdings im Laufe der Zeit an Bedeutung) oder das gotisches P, das als Motiv vom 14. Jahrhundert bis ins ausgehende 16. Jahrhundert weit verbreitet war. Ausgehend vom Burgund und der Franche Comté stand es vor allem als Qualitätszeichen für klangharte Papiere. Das Doppel-C oder «Lothringerkreuz », ursprünglich als Zeichen Herzog Karls II. von Lothringen und seiner Frau Claude de France, etablierte sich als Sortenzeichen für hochwertiges Schreib- oder Buchdruckpapier, das Posthorn als Zeichen für feines Schreibpapier.

Je nach Situation konnten dem Sortenzeichen weitere Marken hinzugefügt werden. Etwa wenn mehrere Papiermühlen für eine Stadt das Kanzleipapier mit gleichem Hauptzeichen anfertigten. Hier konnte zur Kennzeichnung der produzierenden Mühle ein Beizeichen angehängt oder freistehend neben das Hauptzeichen gestellt werden.

Waren Papiermühlen im Besitz eines Klosters
oder Landesherren, so konnte das Abt- oder Herrscherwappen
als Wasserzeichen verwendet werden,
um diesen Besitz anzuzeigen. Da diese Papiere meist
kleinräumig gehandelt wurden, kam ihnen eine lokale
politische Aussagen zu.10

Phase VI (ca. 1630 – ca. 1800): Ornamentale Ausschmückung

Waren in Phase V alle dem Sortenzeichen hinzugefügten Bildelemente informationstragend, kommen im 17. und 18. Jahrhundert rein dekorative Elemente hinzu, ja sie bestimmen zunehmend das Aussehen. Beispielsweise wird das informationstragende Bildelement, sei es ein Posthorn, eine Lilie oder Baselstab, in ein Wappenschild gesetzt. Dieses kann mit einfacher Umrisslinie eher schlicht in Erscheinung treten, oder elaboriert, verschnörkelt und sogar mit aufgesetzter Krone. Generell lässt sich beobachten, dass die Wasserzeichen handwerklich anspruchsvoller wurden. Selbstverständlich können auch weiterhin Bildmarken der produzierenden Mühle angehängt oder danebengestellt werden. Die Liebe zum Ausschmücken der Papiere mit kunstvollen Wasserzeichen führte im Barock zu bogenfüllenden Zierwasserzeichen mit Zierranken und Jagdszenen, ohne jegliche Bedeutung in Bezug auf Sorte oder Herkunft der Papiere. Ähnlich ist auch das Wasserzeichen zu deuten, welches der Odenwälder Papierfabrikant Ludwig Wendel Illig 1785 erfolgreich auf den Markt brachte. Er nahm die erste Ballonfahrt in Deutschland durch den Franzosen Jean-Pièrre Blanchard zum Anlass, ein Blanchard-Wasserzeichen zu kreieren, welches den Gasballon, die Charlière, sowie den Namen BLANCHARD darstellte.

Phase VII (ca. 1750 – ca. 1850): Klartext

Das freie und phatasievolle Ausschmücken der Wasserzeichen fand seinen Widerpart in Anforderungen an das Papier, die von Seiten der Anwender herrührten. Sie prägten vor allem die Ausgestaltung der Wasserzeichen vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zum Aufkommen des Maschinenpapiers: Den Druckereien bereiteten die Siebstrukturen und Wasserzeichen Mühe, da sie einen gleichmässigen Druck hinderten. Allzu gerne nahmen sie daher die damals aus England übernommene Technik der Velin-Papiere auf, die es ihnen ermöglichte, Papiere zu verwenden, denen die traditionelle Rippung im Papier fehlte. Die Wasserzeichen, auf die man nicht verzichten konnte oder wollte, wanderten zudem aus der Bogenmitte an den Rand.

Ganz auf Wasserzeichen verzichten konnte man auch aus politischen Gründen nicht. In den durch soziale Unruhen, Revolutionen und politische Umstürze geprägten Zeiten war es für die Zensurbehörden wichtig, auch den Papierhandel zu kontrollieren. Schliesslich stellte Papier einen unverzichtbaren Rohstoff der Flugschriften- und Propagandadruckereien dar. Hier konnte man ansetzen, um unliebsame politische Agitation zu unterbinden. Hersteller, Ort und wenn möglich auch das Jahr hatten nun in den Papieren zu stehen. Ein Umstand, der uns das Zuordnen dieser Papiere heute umso leichter macht. Allein schon die Verwendung der klassizistischen Antiqua ist ein einfach zu erkennendes Merkmal, um Papiere dieser Phase zu bestimmen.

Fazit

Eine allein gültige Erklärung, was Wasserzeichen sind und welche Informationen sie enthalten, gibt es nicht. Der hier skizzierte historische Bogen ist stark vereinfachend und berücksichtigt nicht alle Phänomene, die mit Wasserzeichen zu tun haben. Die Übergänge sind fliessend, und einzelne Phänomene können sich überlagern. Dennoch mag dieser grobe Überblick über die 500-jährige Geschichte der Wasserzeichen hilfreich sein, um ihre Bedeutung zu verstehen und zu schätzen.

Anmerkungen

1 Briquet Nr. 5410.
2 Peter Tschudin: Grundzüge der Papiergeschichte, Stuttgart 2012, S. 105.
3 Matteo di Mercatuccio listete 22 Papiermacher für die Jahre 1320 und 1321 auf (vgl. Aurelio & Augusto Zonghi, A. F. Gasparinetti: Zonghi’s watermarks (= Monumenta chartae papyraceae historiam illustrantia III), S. 24); laut den Rechnungsbüchern von Lodovica d’Ambrogio produzierten für ihn 27 Papiermacher in Fabriano (Zonghi S. 20f).
4 vgl. Martin Steinmann: Die Bologneser Ordnung für Papiermacher von 1389, in: sph-Kontakte 84, S. 6–8 .
5 Vgl. Zonghi, S. 20–26.
6 Peter Tschudin zweifelt das Gründungsjahr 1326 für Richard de Bas an, vgl. Grundzüge der Papiergeschichte, S. 108. Das früheste gesicherte Datum für eine Mühlengründung in Frankreich sei 1348 in Troyes.
7 Peter F. Tschudin: «Oberrheinische» Ochsenkopf-Wasserzeichen des 15. Jahrhunderts, in: sph-Kontakte 95, S. 1–7.
8 Vgl. Rosella Graziaplena: «Paper Trade and Diffusion in Late Medieval Europe. A First Approach», in: Paper as a Medium of Cultural Heritage. Archaeology and Conservation. 26th Congress of the IPH (International Paper Historians) in Rome 2002, S. 343–354.
9 Vgl. hierzu das Beipiel Horn/Schlange in: Martin Kluge: «Verborgene Botschaften. Zum Informationsgehalt von Wasserzeichen », in: Das WasserzeichenInformationssytem (WZIS). Bilanz und Perspektiven, hrsg. von E. Frauenknecht, G. Maier und P. Rückert, Stuttgart 2017, S. 140–150, besondeer 144f.
10 Martin Kluge: Ein paar Gedanken zu heraldischen Wasserzeichen, oder warum Wasserzeichen die heraldischen Regeln ausser Kraft setzen können, in: sph-Kontakte 85, S. 12–15.